Veröffentlicht in Gralswelt 64/2011
In der GralsWelt haben wir schon verschiedentlich berichtet über Ansätze zur Berechnung der Tragfähigkeit der Erde: „Wie viel Mensch verträgt die Erde?“; „Warum wir in die Bevölkerungsfalle stolpern“; „Ein vernichtender Fußabdruck“ (hier alle unter „Ökologie“). Gleichviel, welche der nicht unumstrittenen Berechnungsmethoden zugrunde gelegt wird, die Ergebnisse sind in der Tendenz ausnahmslos ähnlich: Eine drastische Überlastung der ökologischen Leistungsfähigkeit unseres Planeten.
Eine dieser Methoden zur Abschätzung der Tragfähigkeit der Erde ist der „ökologische Fußabdruck“, der angibt, welche Flächen zur Befriedigung unserer Ansprüche benötigt werden. Solche Messdaten sind unerlässlich für den Umgang mit unserem natürlichen Kapital, das wir nicht durch Übernutzung zerstören dürfen.
Eine anschauliche Darstellung der Überlastung der Natur bietet seit einiger Zeit die Britische „New Economics Foundation“ mit der Berechnung des „Earth Overshoot Day“.
Der „Overshoot Day“
Zur Ermittlung dieses „Überschuss-Tages“ oder „Überlastungstages“ wird die Leistungsfähigkeit der Natur berechnet. Das ist die Menge der Ressourcen, die der Planet in einem Jahr produziert, sowie der Rückstände, die er regeneriert; von der Kohlendioxidaufnahme der Pflanzen bis zur Produktion von Nahrungsmitteln oder nachwachsenden Rohstoffen. Dann wird die Menge aller erneuerbaren Ressourcen und die Kapazität der Natur zur Regeneration von Abfall mit dem tatsächlichen Verbrauch der Menschheit verglichen. Die Berechnungen zeigen, dass die Menschheit derzeit entschieden mehr in Anspruch nimmt, als die Natur leisten kann.
Um das zu verdeutlichen, wird jeweils ein Datum ermittelt, bis zum dem alles verbraucht ist, was die Natur im jeweiligen Jahr zu liefern in der Lage ist. Von diesem Tag an befindet sich die Menschheit im „Overshoot“ (oder „Ökodefizit“) und lebt von der Substanz! Wir nehmen also bei weitem zu viele „Ökodienstleistungen“ aus der Natur in Anspruch und finanzieren das Wirtschaftswachstum seit Jahrzehnten mit Schulden bei der Natur, oder – richtiger – mit der Zerstörung der Natur.
Der Overshoot Day war:
1987: am 19. Dezember
1995: am 21. November
2006: am 09. Oktober
2010: am 21. August
2017: am 1. August
2021: am 29. Juli
Konnte sich nach diesem Ansatz die Erde 1987 noch gerade so regenerieren, so bräuchten wir mittlerweile fast 1,5 Erden, um unsere Ansprüche zu befriedigen, ohne die Natur im Übermaß zu beanspruchen.
Wollten wir alle Menschen mit dem Wohlstand der USA beglücken, wären rein rechnerisch 5 Erden erforderlich.
Wohin das bei weiter wachsender Bevölkerung und dem von allen Politikern als unerlässlich angesehenen Wirtschaftswachstum führen muss, können sich allenfalls Apokalyptiker ausmalen.
Literatur:
www.footprintnetwork.org
Anhang 2020:
Einige Daten zu Überlastung der Erde
Neuerding spricht man vom „Anthropozän“, dem Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.
Der Mensch hinterlässt Spuren (z. B. Radioaktivität), die noch in Hunderttausend Jahren nachweisbar sein werden.
Nachfolgend werden einige wichtige, durch das Anthropozän bewirkte Umweltbelastungen aufgeführt:
Ackerland:
Es gibt 1,4 Milliarden Hektar (1 Hektar = 10.000 m²) Ackerland auf der Erde.
Bei 8 Milliarden Menschen = 1750 m² pro Person.
Das Ackerland wird sich weltweit kaum vergrößern lassen, es besteht sogar die Gefahr, dass es durch Bodenversiegelung (Bau von Straßen, Gebäuden, Fabrikanlagen usw.), Klimawandel, Raubbau verringert wird.
Weltbevölkerung: Ackerland pro Kopf:
1950: 2,5 Milliarden 0,59 Hektar
1960: 3 0,50
1974: 4 0,35
1994: 5,6 0,27
2000: 6,3 0,23
2021: 8 0,175
2050: 10,3 0,15 ? (Prognose)
(deutschlandfunkkultur.de/weltacker-experiment-wie-viel-anbauflaeche-braucht-ein.976.de.html?dram:article_id=333459#:~:text=Teilt%20man%20die%20Ackerfläche%20der,1).
Durch die moderne Landwirtschaft und andere Umweltschädigungen droht die Bodenzerstörung: Chemikalien, Erosion, Kunstdünger, Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle, Staubstürme, Versalzung, usw. (www.ökosystem-erde.de)
Artensterben:
Nach Ansicht des Bund Naturschutz (NABU) verschwinden weltweit 150 Arten pro Tag.
(https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/150-arten-sterben-pro-tag-aus-groesstes-artensterben-seit-ende-der-dinosaurier-zeit-droht-16660249.html)-
Die Biomasse der landlebenden Säugetiere besteht zu 66 % aus Nutztieren und zu 30 % aus Menschen. Weitere Nutztiere, die keine Säuger sind, wie Enten, Gänse, Hühner, usw. nicht berücksichtigt.
Wie lange kann es, bei weiterem Wachstum der Menschheit, überhaupt noch Platz für Wildtiere geben?
(wiki, „Masse der landlebenden Säugetiere“)
Insgesamt werden pro Jahr 150 Milliarden Säugetiere, Geflügel, Fische usw. für unsere Ernährung getötet.
Kohlenstoffdioxidemissionen in Gigatonnen pro Jahr 2019:
(1) Natürliche: 750 (ohne Vulkane, deren Beitrag auf nur 1 % geschätzt wird, immerhin fast zehnmal so viel wie Deutschland)
(2) Von Menschen: 33 entspricht 4,4 % von (1)
(3) Deutschland: 0,805 entspricht 2,4 % von (2) oder 0,107 % von (1) (www.Klimafakten.de)
Lebewesen und Plastik
Die gesamte Masse der Lebewesen beträgt ca. 4 Gigatonnen (Gt).
Die Masse des insgesamt produzierten Plastik beträgt 8 Gt.
(The Pioneer Briefing vom 9. 2. 2023).
1 Gigatonne = 1 Milliarde (10 hoch 9) Tonnen = 1 Billion (10 hoch 12) Kilogramm.
Masse der von Menschen geschaffenen Bauwerke:
Ungefähr 30 Billionen Tonnen (30.000 Gt) soll unsere Technosphäre wiegen. Das ist das 100.000-fache der Biomasse aller Menschen auf der Erde und entspricht fast 60 Kilogramm pro Quadratmeter auf der gesamten Erdoberfläche, oder einer gleichmäßigen Bedeckung der gesamten Erdoberfläche mit 24 mm (ca. 1 Zoll) Beton (spez. Gewicht 2,5).
Die Forscher bezeichnen diese Ergebnisse als „sehr vorläufig“, halten aber die Größenordnung für realistisch.
(https://www.welt.de/kmpkt/article160159442/So-viel-wiegt-alles-das-wir-Menschen-je-gebaut-haben.html).
Gesamte Erdoberfläche: 510 Millionen km2, davon Land 149 Millionen km2.
Rechnung: 30*1015 kg/ 510*1012 m2 = 58 kg/m2
Nachtrag: Zwischen 2011 und 2013 hat allein China mehr Beton verbraucht als die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Die Betonherstellung trägt 7 % zu den weltweiten Treibhausgasen bei. („Stern“ Nr. 19, vom 5.5. 2022).
Ökologische Tragfähigkeit der Erde:
Das erste Gebot der Georgia Guidestones (1980) lautet:
„Halte die Menschheit unter 500 Millionen in fortwährendem Gleichgewicht mit der Natur.“
Gorbatschow, Gründer des Internationalen Grünen Kreuzes, erklärt die ökologische Krise als eine Bevölkerungskrise und fordert eine Reduzierung der Weltbevölkerung um 90 Prozent.
Der National Strategy for a Sustainable America (Der „Rat des Präsidenten für nachhaltige Entwicklung“), ein Expertengremium, das den US-Präsidenten Bill Clinton zwischen 1993 und 1999 beriet, kam 1996 als Antwort auf den Erdgipfel in Rio de Janeiro (1992) zu dem Schluss, dass die Weltbevölkerung 500 Millionen Menschen nicht überschreiten sollte.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Tragf%C3%A4higkeit_(%C3%96kologie)
Ökologische Tragfähigkeit verschiedener Länder nach OPT:
Die folgenden Zahlen des OPT sind reichlich großzügig bemessen! Der hier angenommene „mittlere Wohlstand“ entspricht wohl eher dem Zustand in Bangladesch als dem in Rumänien, einem der ärmsten Länder der EU.
Land: Einwohner: Bei derzeitigem Bei mittlerem
Wohlstand Wohlstand:
Deutschland: 82 Millionen 24 Millionen 40 Millionen
Österreich 8 4 7
Schweiz 7 3 4
China 1.272 490 327
Indien 993 768 253
USA 280 91 241
Welt 5.962 643 3.055
(http://www.optimumpopulation.org/opt.af.lpr02.tab2e.xls.)-
Der „Overshoot Day“ oder „Welt-Überlastungstag“:
Vgl. oben.
Rinder als Klimabeeinflusser:
Weltweit gibt es ca. 1,5 Milliarden Rinder. Diese produzieren ca. 50 Liter (= ca. 33g) Methan pro Tag, das ca. 25-mal so klimawirksam ist wie CO2.
„Was eine Kuh jährlich an Methan produziert, hat die gleiche Wirkung wie die CO2 Emissionen eines Mittelklassewagens mit 18.000 km Jahresleistung.“
Die 1,5 Milliarden Rinder sind also etwa so klimaschädlich wie 1,5 Milliarden PKW mit 18.000 km Jahresleistung.
2015 gab es ca. 1,3 Milliarden Kraftfahrzeuge, die demnach nicht viel klimaschädlicher sind als die Rinder. Sonstige Haustiere (Pferde, Schafe, Schweine, Ziegen usw.) nicht berücksichtigt.
Die 1,5 Milliarden Rinder erzeugen 18*109 kg/a oder 0,018 Gigatonnen/Jahr Methan. Berücksichtigt man den Faktor 25 für CH4 so entspricht das 0,45 Gigatonnen C02/a.
Das Industrieland Deutschland erzeugt derzeit ca. 0,805 Gigatonnen/a.
(Codecheck-info/news/wie-viele-treibhausgase-stammen-von-kühen?)
Die Weltbevölkerung wächst weiter:
1927: 2 Milliarden
1960: (nach 33 Jahren) 3 Milliarden
1974: (nach 14 Jahren) 4 Milliarden
1987: (nach 13 Jahren) 5 Milliarden
1999: (nach 12 Jahren) 6 Milliarden (Wachstum flacht ab
2011: (nach 12 Jahren) 7 Milliarden (durch Rückgang in
2020: (nach 9 Jahren) 7,75 Milliarden (Indien und China
2050 wird mit 10 Milliarden gerechnet, davon allein in Afrika 2,5 Milliarden (2020 1,3 Milliarden).
Derzeit wächst die Weltbevölkerung noch um ca. 80 Millionen pro Jahr.
In Afrika allein mit 1,3 Milliarden Menschen wächst die Bevölkerung um ca. 32 Millionen pro Jahr.
(wikipedia „Weltbevölkerung“)