Von Bernd Hercksen
Shaker Media 2010, ISBN 978-3-86858-408-0, EUR 39.90
(Veröffentlicht in GralsWelt 64/211)
In diesem lesenswerten Buch wagt der Verfasser einen Parforceritt durch die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Sein Anliegen ist, die Ursachen für die Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft offen zu legen und Wege in eine menschlichere, gerechtere Zukunft zu suchen. Bisher sind ja alle, noch so gut gemeinten, alternativen Ansätze zu grundlegenden, gesellschaftlichen, politischen oder ökonomischen Reformen gescheitert.
Bernd Hercksen ist überzeugt, dass die entscheidende Weichenstellung in die falsche Richtung vor etwa 6.000 Jahren erfolgt ist. Einem alternativen Zweig der Geschichtsforschung zufolge, wurde damals das Matriarchat (Gynäkokratie) vom Patriarchat gewaltsam unterjocht bzw. verdrängt. Heute gibt es fast nur noch patriarchale Herrschaftssysteme. Diese sind – einseitig männlich dominiert – durch Unterdrückung, Gewaltverherrlichung, Kriege, Naturzerstörung, Abwertung des Weiblichen und des Spirituellen geprägt.
In der GralsWelt wurde schon verschiedentlich auf diesen – nicht selten als „feministisch“ abgewerteten – Ansatz aufmerksam gemacht, den die Mehrzahl der Archäologen und Historiker nicht akzeptieren will (vgl. „Der Kult der großen Mutter“, unter „Religionsgeschichte“).
Bernd Hercksen hat in seinem oben genannten Werk auf über 700 Seiten viele interessante Gedanken zusammengetragen, die manchmal eigenwillig interpretiert werden und gelegentlich auch zum Widerspruch anregen. Die verwendeten Quellen sind sorgfältig recherchiert und das Literaturverzeichnis bietet eine Fundgrube an weiterführenden Informationen. Von besonderem Interesse sind die letzten Kapital, in denen zeitgenössische Fehlentwicklungen diskutiert werden, deren tiefere Ursachen in den Massenmedien oft unbeachtet bleiben oder bewusst unterschlagen werden.
Vom Umfang des Buches von 700 Seiten darf man sich nicht abschrecken lassen. Es ist nämlich nicht nötig, das Buch von vorne bis hinten durchzulesen. Man kann auch darin blättern, immer wieder einzelne Abschnitte herausgreifen und dabei eine ebenso interessante wie neuartige Geschichtsbetrachtung erfahren. Jedem offen denkenden, an der Geschichte oder der Zukunft der Menschheit interessierten Leser steht dann eine interessante Lektüre bevor, die ihn zu seiner persönlichen Meinungsbildung anregt.
Lesen Sie dazu auch unter Buchbesprechungen „Das Rätsel der Donauzivilisation“.