(Veröffentlicht in GralsWelt 34/2004)
Von Bjorn Lomborg, zu Klampen Verlag, Hamburg, 2002.
Seit dem Erscheinen der „Grenzen des Wachstums“ im Jahr 1972 (3) wurde einer wachsenden Öffentlichkeit nach und nach immer bewusster, dass diese Erde nicht nur räumlich begrenzt ist. Ihre Ressourcen sind endlich, ihre Lebenserhaltungssysteme können überfordert werden, und unser Planet kann dementsprechend auch nicht eine endlos große Zahl von Menschen mit exponentiell steigenden Ansprüchen tragen.
Diese unleugenbaren Einsichten haben zu einem breiten Bewusstseinswandel der Menschen, zur Gründung ökologischer Bewegungen, sogar zu Neuorientierungen in Wirtschaft und Politik geführt.
In unzähligen Veröffentlichungen wurde und wird laufend auf diese Problematik hingewiesen, und es entsteht der Eindruck, dass wir heute schon die Natur überfordern, natürliche Grenzen überschreiten, und dementsprechend vielleicht schon in wenigen Jahrzehnten einen Absturz ins Chaos befürchten müssen. Eine Ansicht, die auch der Autor dieser Buchbesprechung in Aufsätzen, Vorträgen und Vorlesungen an einer Fachhochschule aufgrund wissenschaftlicher Veröffentlichungen vertreten hat.
Viel Ideologie – wenig harte Tatsachen ?
Nun tritt ein Wissenschaftler, noch dazu ein „altes linkes Greenpeace-Mitglied“ (2) mit der These an die Öffentlichkeit, dass die Katastrophenszenarien der Umweltschützer aus viel Ideologie und wenig Fakten bestünden. Nicht nur ideologieverdächtige Aktivisten, wie z.B. die Umweltorganisation Greenpeace, auch angesehene Wissenschaftler und anerkannte Forschungsinstitute, wie WCMC, WWF, WWI , interpretieren demnach voreingenommen die gemessenen Fakten, und sie schrecken angeblich selbst vor Datenmanipulationen nicht zurück, um ihre apokalyptischen Visionen zu untermauern.
Alles halb so schlimm ?
Der Verfasser von „Apokalypse No“, Bjorn Lomborg, lehrt Statistik, ist also zweifellos für die Daten-Auswertung qualifiziert. In seinem Buch bringt er eine beeindruckende Sammlung von Zahlen, Fakten, Diagrammen zu so gut wie allen für die Umwelt und die Zukunft der Menschheit relevanten Themen. Der Leser des Buches von 556 Seiten, davon 146 Seiten Anmerkungen und Literaturhinweise, findet Angaben und Schaubilder zu fast allen wichtigen Umweltthemen, vom Artensterben bis zur Wasserverschmutzung, und für die Zukunft der Menschheit von der Ernährung bis zur Wohlfahrt.
Lomborg zufolge wurde und wird alles immer besser! Obwohl die Zahl der Menschen vorerst noch zunimmt, hat sich die Ernährungslage laufend verbessert, die Lebenserwartung steigt auf allen Kontinenten, und der Wohlstand wächst weltweit!
Der Schluss des Buches lautet:
„Die Welt, die wir hinterlassen, ist in einem besseren Zustand als die Welt, die wir vorfanden, und das ist das wirklich phantastische an der wirklichen Lage der Welt: daß sich das Schicksal der Menschheit auf jedem Gebiet, das sich konkret beziffern lässt, verbessert hat, und dass das wahrscheinlich so weitergeht.
Das sollte man bedenken. Wann wären Sie am liebsten auf die Welt gekommen? Viele sind noch auf die Litanei fixiert und haben das Bild von Kindern im Kopf, die nicht genug zu essen und zu trinken haben und mit Umweltverschmutzung, saurem Regen und Treibhauserwärmung groß werden. Doch das Bild ist eine Mischung aus eigenen Vorurteilen und fehlender Analyse.
Und genau das ist die Botschaft dieses Buches: Kinder, die heute geboren werden – sowohl in den Industrieländern als auch in den Entwicklungsländern – leben länger und gesünder, haben mehr zu essen, eine bessere Ausbildung, einen höheren Lebensstandard, mehr Freizeit und sehr viel mehr Möglichkeiten – ohne dass die Umwelt zerstört wird.
Und das ist eine wunderbare Welt“ (2, S. 410).
Umweltschützer – voran Klaus Töpfer, einst Umweltminister der BRD und heute Chef des UNO-Umweltprogramms – widersprechen heftig (1), und man darf auf die Ergebnisse der Diskussionen um Lomborgs Buch gespannt sein.
Literatur:
(1) Kyoto und die Kosten des Gutmenschentums, Frankfurter Allgemeine vom 23. 6. 2004
(2) Lomborg, Bjorn, Apocalypse no!: wie sich die menschlichen Lebensgrundlagen wirklich entwickeln, zu Klampen Verlag, 21309 Lüneburg, 2002
(3) Meadows, Dennis, L., Die Grenzen des Wachstums, DVA, Stuttgart, 1972.